ISLAM

Der Prophet (A.S.)

Seine Kindheit

Muhammad ibn Abdullah (geb. um 570 in Mekka) war das jüngste Mitglied einer Großfamilie der Sippe Qaim aus dem Stamm der Qurais. Dieser Stamm war sehr angesehen und überregional bedeutsam, da er wichtige religiöse und gesellschaftliche Funktionen inne hatte. Muhammads Vater Abdullah war kurz vor dessen Geburt verstorben. Seine Mutter Amina starb als er sechs Jahre alt war, so dass er erst unter der Obhut seines Großvaters Abd al-Muttalib, dann, nach dessen Tod, bei seinem Onkel Abu Talib war. Über seine Kindheit weiß man sehr wenig, so dass die Informationen in der Überlieferungsliteratur sehr lückenhaft sind.

Seine Jugend

Eines geht aus den Quellen deutlich hervor, nämlich, dass er trotz des blühenden Götzendienstes in seiner Heimatstadt Mekka, das schon seit dem Propheten Abraham als religiöse Pilgerstätte gilt, kein Götzenanbeter war, sondern ein Gottsucher wie einst Abraham gewesen ist.
In der Obhut seines Onkels erlernte er den Beruf des Kaufmanns und später (mit ca. 25 Jahren) trug ihm die Geschäftsfrau Hatidsa für die er gearbeitet hatte ihren Ehewunsch an. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne und vier Töchter hervor.

Sein Berufungserlebnis

Im Alter von ca. 40 Jahren hatte Muhammad in der Höhle vom Berg Hira (12 km nördl. von Mekka) um 610 sein erstes Berufungserlebnis, wo ihm nach koranischer Aussage der Erzengel Gabriel erschienen ist und die ersten fünf Verse der 96. Sure („Der Embryo“) vortrug: „1 Trag vor im Namen deines Herrn, der erschaffen hat, 2 den Menschen aus einem Embryo erschaffen hat! 3 Trag vor! Es ist dein höchst edelmütiger Herr, 4 der den Gebrauch des Schreibrohrs gelehrt hat, 5 den Menschen gelehrt hat, was er (vorher) nicht wusste.“

Diese erste Zeit der Berufung, die noch weitere 12 Jahre in Mekka andauerte, ist geprägt durch die Auseinandersetzung mit denjenigen unter den Mekkanern, die über Ignoranz seiner Person und Boykott seiner Sippe, bis hin zu Mordversuchen, alles unternahmen, um Muhammad unschädlich zu machen. Schließlich kritisierte er die Vielgötterei und griff so direkt in den Bereich des Kultus ein.
Die mekkanische Zeit wird in drei Perioden eingeteilt: Die anfangs verdeckte und vorsichtige Verkündigung der Offenbarungen an den engsten Bekanntschaftskreis des Propheten (610 n. Chr.). Danach, die verbale Verkündigung an die gesamte mekkanische Öffentlichkeit (613), auf die eine, mit der Zeit zunehmende erst verbale dann physische Gewalt der Mekkaner folgte, die an den Göttern ihrer Vorfahren festhalten wollten. Durch die zunehmende Unterdrückung der ersten Muslime, wurden die schwächeren unter ihnen vom Propheten nach Abessinien geschickt, wo sie vom christlichen Negus Schutz erhielten (615). Dann fand im Jahre 622 die große Auswanderung aller Muslime (die Hicra) von Mekka nach Yathrib (in das spätere Medina) statt.

Die Hicra nach Medina

Als sein Onkel starb und er den Schutz seiner Sippe verlor, luden ihn die Stämme Hazrac und Aus die sich zum Islam bekehrt hatten nach Yathrib (Medina) ein, damit er dort als Stammesfremder (und unparteiischer) die Konflikte zwischen den verfeindeten Stämmen schlichte. Die mekkanischen Muslime entschlossen sich nach Jahren der Unterdrückung durch ihre polyatheistischen Gegner, für die Auswanderung (Hicra) nach Medina, wo sie im Jahre 622 von den medinensischen Helfer empfangen wurden. Hier in Medina schloss der Prophet den „Gemeindevertrag von Medina „, wobei anfangs die Juden und Muslime eine „Umma “ (Gemeinschaft) bildeten mit gleichen Rechten und mit gleichen Pflichten. Außerdem ist diese Zeit gekennzeichnet durch ständige Verteidigungskriege gegen die Mekkaner und ihre Verbündeten.

Die Zeit der Kriege endet mit der Kapitulation der Mekkaner und der unblutigen Einnahme Mekkas durch die Muslime im Jahre 630. Zwei Jahre später stirbt der Prophet in Medina, wo er beerdigt wurde.
Der Prophet gilt weder als „Mittler“ zwischen den Menschen und Gott, noch als „Religionsstifter“. Als solcher gilt nur Gott allein. Muhammad gilt aber als der letzte Rasul (Gesandter) Gottes und als das „Siegel der Propheten“ (33:40). Er hinterließ den Menschen keine materiellen Güter, sondern den Koran und seine Sunna, und er trug ihnen auf, auf diese beiden besonders zu achten, wie es in einer Überlieferung heißt.

Laut einer anderen Überlieferung soll der Prophet die Muslime aufgefordert haben, den Koran und seine Nachkommen als Richtschnur zu nehmen, so dass sich kurz nach seinem Tod zwei Lager gebildet haben. Für die einen sollte der Kalif gewählt werden und für die anderen war automatisch Ali, der Vetter und Schwiegersohn des Propheten, der rechtmäßige Kalif. Somit bildete sich die Anhängerschaft.
Abgesehen von der Frage des Kalifats gibt es zwischen Sunniten und Schiiten in religiöser Hinsicht nur wenig Differenzen (siehe zu den verschiedenen Schulen, die Tabelle im Anhang). Koran und Sunna sind für beide, die Primärquellen des Islam und gelten als Grundlage für den Glauben und die Handlungen der Muslime, wobei Glaube und Handlungen als unzertrennlich gelten.

In der Menschheitsgeschichte haben sich unendlich viele Vorfälle ereignet. Von diesen Ereignissen waren manche nur Regional von Bedeutung, manche aber für gesamte Völker. Wenn diese Ereignisse zum Wohle der Menschheit waren, wurden sie somit zu einer Quelle der Freude.

Eines der größten Ereignisse und unsere Freudenquelle war sicherlich die Geburt unseres Propheten Muhammed und seine Einladung zum Islam. Denn Allah teala sagt im Koran: „Wir entsandten dich nur als eine Barmherzigkeit für alle Welten“. (Al-Anbiya: 107)
Der Prophet Muhammed ist sechshundert Jahre nach der Geburt Jesu, auf der arabischen Halbinsel in Mekka im Jahre 571 n. Chr. auf die Welt gekommen. Der Koran besagt, dass er in einer Zeit auf die Welt kam, in der die Menschheit sehnsüchtig nach einem Retter wartete. Er kam in einer Zeit auf die Welt, in der die Rechte und Freiheiten der Menschen nichts zählten, in eine Zeit der Sklaverei, in der die Frauen nicht als Menschen behandelt und in der die Mädchen lebendig begraben wurden. Und eine Zeit, in der ein erbarmungsloses Zinssystem die Menschen ausbeutete.

Für den Muslim ist es sicherlich einer seiner Hauptpflichten, sich das Leben des Propheten zum Vorbild zu nehmen, es zu lernen und zu befolgen. Jeder Muslim und jede Muslima hat sich nach seiner Sunna zu richten und ihn zu lieben. Allah teala sagt dazu: „Sprich: „Liebt ihr Allah, so folget mir; (dann) wird Allah euch lieben und euch eure Fehler verzeihen; denn Allah ist allverzeihend, barmherzig“. (Al-i Imran/31)

Das Leben nach den Geboten Allahs und nach der Sunna seines Propheten verleiht dem Leben sicherlich seine nötige Sinnhaftigkeit. Allah teala selbst sagt im Koran, dass er seinen Propheten Muhammed als höchstes Vorbild erschaffen hat: „Und du besitzest ganz sicherlich hohe moralische Eigenschaften“. (Al-Qalam/4)

Der Prophet Muhammed ist eine Quelle für all unsere Freuden. Außerdem gebietet es der Glauben, ihn zu lieben, gerade weil die Religion sich in der Person des Propheten verwirklicht. Der Weg zur Liebe zu Allah teala führt über die Liebe zum Propheten. Der Koran sagt dazu: „Wer dem Gesandten gehorcht, der gehorcht in der Tat Allah; und wer sich abkehrt wohlan, Wir haben dich nicht gesandt zum Hüter über sie“. (An-Nisa/80)

Ohne den Propheten, ohne das Ausleben seiner Sunna und ohne die Liebe zu ihm kann man die Religion nicht ausleben. Allah teala sagt dazu: „Und was euch der Gesandte gibt, nehmt es: und was er euch untersagt, enthaltet euch dessen“. (Al-Haschr/7)

Zweifellos bedürfen wir als Menschen der Liebe, der Weitsicht und das Bemühen des Propheten für unser Leben. Die Rose symbolisiert in der islamischen Kultur und Literatur die Liebe und die Freundlichkeit. Daher wird der Prophet mit einer Rose verglichen und auch als “Rose” benannt. Seine Gefährten um ihn, zeigten sehr gut, wie diese Liebe aussehen soll. Wenn die Gefährten den Propheten ansprachen, so taten sie dies mit den Worten: “Du bist mir lieber als Mutter und Vater, oh Rasulullah.”
Omar (as) sagte mal zum Propheten: „Oh Gesandter Allahs! Du bist mir lieber als alles andere, außer mir selbst. Der Prophet antwortete darauf: „Oh Omar! Solange du mich nicht mehr liebst wie du dich selbst, ist dein Glaube nicht vollkommen“. Daraufhin sagte Omar: „Ich liebe dich mehr als mich selbst“. Und der Prophet antwortete: „Oh Omar, jetzt stimmt’s.“ So muss der Prophet auch von uns geliebt werden. Denn Allah teala sagt: „Der Prophet steht den Gläubigen näher als sie sich selbst“. (Al-Ahzab/6)
Abu Hurayra (as) sagte: “Ich schwöre bei dem Herrn, in dessen Hand sich mein Leben befindet, solange er euch nicht lieber als eure Eltern und eure Kinder, werdet ihr nicht den rechten Glauben haben.”

Diese Liebe darf aber nicht nur in unseren Worten liegen, sondern muss sich auch in unseren Taten widerspiegeln. Insbesondere indem wir uns an die Sunna des Propheten halten. Die Befolgung der Sunna heißt aber nicht, dass man sich äußerlich an ihm orientiert, sondern gerade auch in unserem Verständnis und unserem Denken müssen wir ihn und seine Gefährten als Beispiel nehmen. Die Liebe zu und der Glauben an Allah, die Frömmigkeit im Leben, Frömmigkeit im Gebet, das Erlernen von Wissen und die offene Hand, der Widerstand gegen das Schlechte sind nur einige Aspekte der Befolgung der Sunna des Propheten; Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Toleranz, Hilfsbereitschaft und Brüderlichkeit müssen die zentralen Werte im Leben eines jeden Muslims und ein jeder Muslima sein.

Leider begegnen wir heutzutage immer mehr Bestrebungen, ein Islamverständnis ohne die Sunna des Propheten zu etablieren. Gerade wenn die Sunna ausgeblendet wird, ist es unumgänglich, dass sich das Verständnis des Islams unmöglich wird. An der Basis der vielen extremistischen Gruppen, liegt die Abwendung von der Sunna des Propheten. Der Koran und dessen aufrichtigste Erklärung, die Sunna, empfehlen immer den Weg der Mitte. Unsere Religion legt uns immer das dauerhaft ausgeführte Gebet nahe, auch wenn es nicht viel ist und warnt uns vor dem Extremen, sowohl in der Zu- als auch in der Abneigung. Wir wissen und glauben daran, dass der Islam eine Religion der Mäßigung und der Werte ist. Werden diese Werte verlassen und verfällt der Gläubige der Maßlosigkeit, so fangen Verdruss und Chaos an, unser Leben zu bestimmen – ein Leben, das so immer unausstehlicher wird.

Jeder kann das eigene Verhalten und das seiner Umgebung daran messen, inwieweit es dem Geist des Islams entspricht, insbesondere ob es der Moral, dem Verhalten und dem Maßstab des Propheten entspricht. Ifrat und Tafrit, also das Verfallen in die Extremen, ist eines der größten Schwächen der Menschheit. Der Mensch übertreibt oft in seiner Liebe, sodass er oft nicht einmal vor der Anbetung Halt macht. Wen er hasst, den kritisiert er, als hätte er überhaupt nichts Positives an sich. Dabei hat unser Prophet seinen größten Kampf gegen den Extremismus geführt. Leider sind aber die Muslime in Zeiten des Verfalls wieder diesem Leiden verfallen, gegen das sich der Prophet so sehr gewandt hatte.

„Noch spricht er aus Begierde. Es ist eine Offenbarung nur, die offenbart wird“. (An-Nadschm/34)

Noch schlimmer ist jedoch, dass sie sich nicht einmal dieses Leidens bewusst sind und diese Schwäche nicht wahrhaben wollen. Der Prophet wird uns von unserem Herrn zwar als Beispiel präsentiert, doch auch er ist ein Mensch. So konnte auch er Fehler begehen, die man als „zalla“ bezeichnet. Zum Beispiel der Vorfall mit Ummu Maktum, der zur Offenbarung der Sure Abese führte. Während der Prophet einigen angesehenen Kuraischiten den Islam erklärte, kam der Blinde Abdullah bin Ummu Maktum zu ihm, um den Propheten anzuhören und diese „neue“ Religion von ihm zu erlernen. Der Prophet wollte aber seine Gesprächspartner nicht kränken und kümmerte sich nicht um diesen. Weil ihm das Verhalten Ummu Maktums als aufdringlich erschien, verzog er sogar seine Miene, woraufhin er mit den ersten Versen der Sure Abese gewarnt wurde.

Wenn also selbst der Prophet eine „zalla“ begehen konnte, kann es nie einen unfehlbaren Anführer, eine unfehlbare Person geben. Denn der Prophet wurde als Barmherzigkeit für die Welt herab gesandt. Er ist der Ehrwürdigste unter den Geschöpfen. Da es niemanden mit weniger Fehlern geben wird, kann auch niemand für sich Unfehlbarkeit beanspruchen. Dies besagt aber auch der Glaube daran, dass es nur Allah ist, dem die Vollkommenheit zusteht.

Der Glaube an die Unfehlbarkeit seiner geliebten Idole, seiner Anführer, seiner Lehrer ist auch eines der Gründe, die den Menschen an seinem eigenen Fortkommen, am Einsatz seiner eigenen Fähigkeiten behindert. Er begrenzt sein eigenes Denken, vergöttlicht Personen und sieht dem Entstehen von Diktaturen zu. Er lässt es zu, dass Menschen und die Gesellschaft ausgebeutet werden. Der Geist, der sich gegen die Führung der Offenbarung entscheidet, entgeht vielleicht einem Fehler, findet sich aber bald im Netz eines anderen. Egal ob es ein religiöser Anführer oder ein politischer Anführer ist, der Muslim soll sich jederzeit daran erinnern, dass er ein Geschöpf Allah tealas ist und gegenüber niemandem in Lethargie verfallen darf; insbesondere weiß er, dass er die größte Gabe seines Herrn, seinen Verstand, für niemanden Opfern darf.

Im Propheten Muhammed (saw) zeigt uns unser Herr zweifellos die perfekte Umsetzung dieses Gedanken. Er ist es, der die Vorgaben Allah tealas am besten umsetzt und uns die Maßstäbe aufzeigt. Unser Wunsch und unser Ziel ist es, seiner Sunna zu folgen und unser Leben danach zu gestalten. Möge Allah teala uns auf diesem Weg Beständigkeit geben.