Muslimischer Jugendlicher reflektiert – Islam und Gewalt (29.07.2016)

Die Angst vor Religion oder auch Anhänger verschiedener Religionen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Nicht nur die Anschläge vom 11. September, auch die Bildung des IS und die Vorkommnisse in Frankreich erhöhen die Angst vor dem Islam. Gleichzeitig verbreitet sich eine Abwendung der muslimischen Jugendlichen, zum Christentum oder Judentum. Dadurch wird der Dialog zwischen den religiösen Jugendlichen geschwächt.

Ich kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal zwei Jugendorganisationen verschiedener Religionen oder Konfessionen zusammengekommen sind und sich ausgetauscht haben. Der Dialogverlust führt zu Vorurteilen gegenüber anders religiösen Jugendlichen. Wie der Artikel vom 29.07.16 im Weser Kurier verdeutlicht, wird der Islam als nicht zeitkonform angesehen: „Der Islam ist eine starre, intolerante Religion, die die Vergangenheit verherrlicht, ihre Dogmen nicht hinterfragt und in dieser Auffassung nur eine Machtposition sichern, aber keine Zukunftsvisionen entwickeln kann.“ Wie soll der soziale Frieden zwischen Menschen und Religionen hergestellt werden, wenn 4 Millionen der in Deutschland lebenden Muslime „nicht in die Gegenwart passen“.

Ein Begriff der immer wieder aufkommt ist „Islamophobie“. Aber was ist Islamophobie eigentlich, wie sieht der Vergleich zu Antisemitismus oder Rechtsextremismus aus? Nach einem Sprichwort heißt es: „Alles, was Zuviel ist, ist schädlich.“ Kein in Deutschland aufgewachsener muslimischer Jugendliche, der in Deutschland sozialisiert wurde, obwohl er seinen religiösen Ritualen nachgeht, unterstützt den Antisemitismus. Ja, auch ich bin ein in Deutschland geborener muslimischer Jugendlicher. Ja, auch ich gehe meinen, oder versuche, meinen religiösen Ritualen in Bester Weise nachzugehen. Jedoch stehe ich genauso gegen den IS-Terror. Ich stehe auch gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus. Ich bin es leid, dass ich immer wieder, sei es in der Schule auf dem Arbeitsplatz o.ä., mit diesen Themen konfrontiert werde bzw. wurde.

Die in dem Artikel erwähnten Vorwürfe sind herablassend und beleidigend. Viele Muslimische Gelehrte sind durch ihr Lehren bekannt, und dies nicht nur in islamischen Wissenschaften, sondern auch in Astronomie oder Mathematik. Alleine die in heutiger Zeit bekannten „Arabischen Zahlen“ sind ein Beweis dafür. Die Aufführungen bezüglich der muslimischen Frauen, in dem oben genannten Artikel, sind Verachtend und Treffen nicht zu. Dem Islam zufolge liegt das Paradies unter den Füßen der Mütter. Diese Metapher verdeutlicht meines Erachtens nach, die Relevanz der Frau im Islam. Außerdem heißt es in einem Ausspruch des Propheten Muḥammad, derjenige der etwas Gutes tun möchte solle dreimal seiner Mutter gut entgegnen. Erst an vierter Stelle steht der Vater. Der Artikel verdeutlicht eigentlich nur die Inkompetenz des Verfassers und das unzureichende Wissen im Bereich der Islamischen Wissenschaften.

Jeder der sich mit diesen Wissenschaften auseinandergesetzt hat, weiß, dass viele Mystiker gleichzeitig große islamische Gelehrte waren. Als Beispiel kann vor allem Imam Ġazzali genannt werden, welcher in der westlichen Wissenskultur erforscht wurde. Auch Mawlānā hatte großen Einfluss auf den Westen (s. Anne-Marie Schimmel).

Tarık Yavuz