Hutba: Kein Volk soll über ein anderes spotten (06.11.2015)

Verehrte Muslime! In der Sure Hudschurât heißt es: „O ihr, die ihr glaubt! Kein Volk soll über ein anderes spotten — vielleicht sind sie besser als sie –, auch Frauen nicht über andere Frauen – vielleicht sind sie besser als sie. Verleumdet einander nicht und gebt einander keine Schimpfnamen. Schlimm ist es, jemand als sündhaft zu bezeichnen, nachdem er den Glauben angenommen hat; und wer es nicht bereut, tut unrecht.“[1]

Liebe Geschwister!
Es war Iblîs, der sich aus Hochmut nicht vor Adam (a) niederwerfen wollte, weil er sich ihm überlegen fühlte. Bei den Menschen ist es manchmal nicht anders: Hochmut und ein falsches Überlegenheitsgefühl verleitet sie dazu, ihre Mitmenschen zu erniedrigen und zu verspotten. Dabei heißt es in der Sure Humaza: „Wehe einem jeden Verleumder und Nörgler!“[2]

Wie kann man bloß ein Geschöpf Allahs, der von ihm in bester Weise erschaffen wurde, verspotten? Das bedeutet, etwas zu beleidigen, dem Allah Ehre und Würde gegeben hat.

Verehrte Muslime!
Andere zu verspotten zerstört die gegenseitige Zuneigung und zerschneidet das Band der Geschwisterlichkeit. Für jemanden, der an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, ist der Spott über seine Mitmenschen weder mit seinem Anstand noch mit seiner Takwâ zu vereinbaren. Menschen üblen Spitznamen zu geben, ist ein Zeichen für mangelnden Ahlâk. Spott und Erniedrigungen verletzen andere Menschen und hinterlassen Spuren, die nicht so leicht vergessen werden.

Wer so etwas getan hat, muss Allah um Vergebung bitten. Denn unser Prophet sagte: „Einen seiner Glaubensgeschwister zu erniedrigen, ist Sünde genug.“[3] Wir alle wissen, welch großen Wert unsere Religion den Rechten unserer Mitmenschen beimisst. Wenn es soweit ist, diese vergängliche Welt zu verlassen, sollte es nicht einen einzigen Menschen geben, der durch unsere Worte Schaden erlitten hat.

Liebe Geschwister!
Wenn andere uns verspotten, müssen wir sie an folgenden Koranvers erinnern: „Und wahrlich, verspottet wurden Gesandte schon vor dir, aber die Lacher unter ihnen wurden von dem erfasst, was sie verspotteten.“[4] Wenn wir sehen, wie andere verspottet werden, sollten wir unbedingt eingreifen. Das ist unsere religiöse Pflicht und ergibt sich aus dem Grundsatz, das Gute zu gebieten und vom Schlechten abzuhalten. Eine Alternative haben wir nicht. Denn Spott und Erniedrigung führen zu unvorstellbaren seelischen Belastungen und verletzen den Menschen in seiner Würde.

Allah möge uns allen Besonnenheit und Voraussicht geben und uns vor einem schlechten Ahlâk beschützen!

[1] Sure Hudschurât, 49:11
[2] Sure Humaza, 104:1
[3] Muslim, Hadith Nr. 4650
[4] Sure An’âm, 6:10

Quelle: igmg.org