Hutba: Es ist Zeit für den Kurban (18.09.2015)

„So esst davon und speist den notleidenden Armen.“ (Sure Hadsch, 22:28)

Verehrte Muslime!

Wir alle sind Reisende, und die Welt ist nur ein kurzer Halt. Alles, was wir tun, hat seine Folgen, für das Diesseits und auch für das Jenseits. Wir werden säen, was geerntet haben. Wenn unser Leben hier auf Erden einen guten Ausgang im Jenseits haben soll, ist es notwendig, schon im Diesseits eine gute Saat zu säen.

Mensch zu sein bedeutet moralisch richtig zu handeln. Dies ist eine Notwendigkeit des Menschseins und des Muslimseins. Teilen bedeutet, zu geben, ohne dafür eine Gegenleistungen zu erwarten. Denn eigentlich sind nicht wir es, die geben, sondern Allah. Indem wir einen Teil von den Gaben Allahs mit anderen teilen, danken wir Allah.

Liebe Geschwister!
Wir leben in einer Zeit, in der die Reichen noch reicher und die Armen immer ärmer werden. Ungerechte Verteilung, okkupierte Länder und die Beeinflussung des gesunden Menschen-verstandes nehmen immer mehr zu. In einer Zeit, in der der Satte ahnungslos ist von der Lage des Hungrigen, müssen wir uns unbedingt daran erinnern, dass das Teilen eine Folge der Menschlichkeit ist. Solidarität muss in diesen Tagen groß geschrieben werden. Kurban ist Solidarität. Kurban heißt Teilen, und das Teilen wird umso schöner, je mehr man teilt.

Die Welt ist regelrecht zu einem brodelnden Kessel geworden. Viele Menschen sind hoffnungslos. Ein Mensch, der seine Hoffnung verloren hat, hat alles verloren. Menschen, die aus ihrer vom Chaos gebeutelten Heimatländern fliehen und gezwungen sind, in fremde Länder auszuwandern, erwarten nun unsere Hilfe. Sie sehnen sich nach einem neuen Leben. Sie kommen mit ihrer Familie und bezahlen vielfach einen hohen Preis dafür. In Europa angekommen, erwarten sie weitere Probleme. Sie brauchen Nahrung, Kleidung, eine Unterkunft, medizinische Versorgung und Bildung. Die 71 Flüchtlinge, die in Österreich in einem Lastwagen erstickten, sind nur ein Beispiel für die bittere Situation, die auf diese schreckliche Weise ans Tageslicht gelangte.

Liebe Geschwister!
Trotz aller negativen Entwicklungen müssen wir im Sinne unserer Verantwortung gemäß den Worten unseres Propheten handeln. Dieser sagte: „Wer ein Bedürfnis seiner Glaubensgeschwister im Diesseits deckt, dem wird Allah ein Bedürfnis im Jenseits decken.“ Andere von dem essen zu lassen, das wir selbst essen, und sie mit dem zu kleiden, mit dem wir uns selbst kleiden, gehört zu den Eigenschaften des Gläubigen, wie sie im Koran beschrieben werden. Mit dem Ziel, die Zufriedenheit Allahs zu gewinnen sollten wir an dem bevorstehenden Kurbanfest die Nähe unserer bedürftigen Geschwister suchen. Ladet sie zu euch ein, teilt euer Brot mit ihnen und versucht sie zu trösten.

Der Kurban bringt uns unserem Herrn, uns selbst und unseren Geschwistern näher. Er erinnert uns an die Situation der Bedürftigen und die Bedeutung des Teilens. Er sagt uns, dass große Entfernungen kein Hindernis sind, um zu teilen. Es ist nun Zeit für den Kurban. Es ist an der Zeit, alle Hindernisse zu überwinden, den Wert des Teilens, die Notwendigkeit der Solidarität zu zeigen und deutlich zu machen, dass die Menschlichkeit nicht tot ist. Es ist an der Zeit, der Umma eine Freude zu bereiten. Es ist an der Zeit, die Herzen zu gewinnen. Es ist an der Zeit, zu teilen.

Wir rufen alle dazu auf, an der Kurban-Kampagne des IGMG Hilfs- und Sozialvereins HASENE teilzunehmen. Diese wird unter dem Slogan „Kurban heißt Teilen, teilen ist schön“ in 100 Ländern durchgeführt. Möge uns Allah zu jenen zählen, die durch das Teilen einander näher kommen. Âmîn.

Quelle: igmg.org