Hutba: Dem Schlechtem mit Gutem entgegnen (16.10.2015)

 

Verehrte Muslime!
In dem eben rezitierten Koranvers heißt es: „Das Gute und das Böse sind fürwahr nicht gleich. Wehre (das Böse) mit Besserem ab, und schon wird der, zwischen dem und dir Feindschaft war, dir wie ein echter Freund werden.“ [1]

Liebe Geschwister!
Der Mensch ist ein „Kalif“, also Statthalter auf Erden. Er kann seine Fähigkeiten zum Guten einsetzen, aber auch viel Unheil stiften. Wenn sich das Gute vermehrt, bedeutet das Fortschritt für die Menschen. Nimmt jedoch das Schlechte überhand, folgen Vernichtung und Verderben. Die Geschichte hat das oft genug gezeigt.

Dabei ist der Mensch von Natur aus stärker dem Guten zugeneigt. Das Gute ist vorherrschend und wesentlich, das Böse hingegen sekundär. Das Böse ist wie eine Krankheit, mit der sich der gesunde Mensch angesteckt hat.

Verehrte Muslime!
Wer sich darum bemüht, das Schlechte zu beseitigen, tut etwas Gutes. Die Guten werden ihrer Verantwortung nicht gerecht, wenn sie nur für sich selbst gut sind. Sie müssen sich auch für das Gute in ihrer Gesellschaft einsetzen.

Der Einsatz für das Gute und gegen das Schlechte wird kurz „Amr bil Maruf wa Nahy anil Munkar“ genannt. Wenn sich die Guten für die Verbreitung des Guten und Schönen in der Gesellschaft nicht in dem Maße einsetzen wie es die Bösen für das Schlechte, dann kann sich das Gute nicht durchsetzen.

Das Gute zu verlieren bedeutet seine Menschlichkeit zu verlieren. Der Verlust der Menschlichkeit kann zum Verlust des Jenseits führen. Ob sich das Gute auf der Welt durchsetzt, hängt vor allem von dem Einsatz der Guten ab.

Liebe Geschwister!
Der Mensch kann zwei Haltungen gegenüber dem Guten einnehmen. Er kann das Gute unterstützen oder er kann undankbar sein und dem Guten mit Schlechtem entgegnen. Ein Sprichwort drückt es so aus: „Dem Guten mit Gutem begegnen kann jeder, doch um dem Bösen mit Gutem zu begegnen, braucht es den Mutigen.“ In diesem Sinne verstehen wir auch die Koranverse, die wir am Anfang der Hutba rezitiert haben.

Liebe Geschwister!
Wir sind Sterbliche. Wir glauben, dass wir uns eines Tages für unser Leben werden rechtfertigen müssen. So wie wir für das verantwortlich sind, was wir getan haben, so werden wir auch für das zur Rechenschaft gezogen, was wir nicht getan haben, obwohl es notwendig war. Wir sollten uns gut vorbereiten, bevor der schwere Tag des Gerichts kommt, an dem keiner dem anderen nutzen kann. Dies ist ein Tag, an dem man sich nur an den eigenen Taten festhalten kann. Wir müssen Gutes tun, um unsere Last an diesem Tag zu erleichtern.

Im Jenseits wird jeder Mensch mit seinen Taten konfrontiert. Er wird seine guten Taten vorfinden, aber es werden auch solche darunter sein, die ihn beschämen werden. Möge Allah uns zu denjenigen seiner Diener zählen, die gut sind, Gutes tun und sogar dem Schlechten mit Gutem entgegnen!

[1] Sure Fussilat, 41:34

Quelle: igmg.org