Hutba: Aufrichtigkeit (02.10.2015)

Verehrte Muslime!

So wie nur die Kaaba unsere einzige Gebetsrichtung ist, ist allein der Islam die Grundlage unserer Dienerschaft gegenüber Allah. Genauso wie das Gebet in eine andere Richtung außer der Kaaba ungültig ist, so ist es unmöglich, ein guter Diener Allahs zu sein, wenn man vom rechten Weg abweicht. Aufrichtigkeit ist, dem rechten Weg des Islams zu folgen.

Liebe Geschwister!
Allah befiehlt unserem Propheten und allen, die ihm folgen: „Sei daher aufrecht, wie es dir und denen aufgetragen wurde, die sich mit dir bekehrten, und überschreitet nicht das Maß. Fürwahr, er sieht, was ihr tut.“[1]

Eines Tages kam ein Sahâbi zu unserem Propheten und sagte: „O Gesandter Allahs! Lehre mir den Islam so, dass ich es nicht mehr bedarf, jemand anderen außer dir nach ihm zu fragen.“ Der Prophet antwortete: „Sag: ich glaube an Allah, und dann sei aufrichtig!“[2]

Abdullah ibn Mas’ûd (r) berichtet: „Eines Tages zeichnete der Prophet vor uns eine Linie (auf den Boden) und sagte: ‚Dies ist der Weg Allahs’. Danach zeichnete er rechts und links davon weitere Linien und sagte: ‚Und jede von diesen ist ein Nebenweg. Auf jedem dieser Wege gibt es einen Teufel, der dazu aufruft, auf diese Nebenwege auszuweichen.’[3] Danach las er folgenden Koranvers: ‚Denn dies ist mein rechter Weg. So folgt ihm und folgt nicht (anderen) Pfaden, damit ihr nicht von seinem Pfad getrennt werdet. Dies gebot er euch, damit ihr gottesfürchtig seid.’“[4]

Verehrte Muslime!
Wir sehen also, es gibt nur einen richtigen Weg. Auf diesem Weg ließ er unseren geliebten Propheten Muhammad (s) vorangehen und machte ihn so zu unserem einzigen Wegführer.

Wenn wir diesem Weg folgen, sind wir aufrichtig. Das heißt aber nicht, dass das einfach ist. Als Allah zu unserem Propheten sprach: ‚Sei aufrecht, wie es dir und denen aufgetragen wurde, die sich mit dir bekehrten!’, konnte man die Schwere dieser Verse unserem Propheten deutlich ansehen.

Liebe Geschwister!
In unseren täglichen Gebeten sprechen wir vierzig Mal am Tag „Ihdinas sirât al-mustakîm“, „Leite uns den rechten Pfad“. Freilich reicht es nicht aus, ein Duâ nur zu sprechen. Wir müssen auch danach handeln, ohne auch nur einen Hauch vom rechten Weg abzuweichen. So können wir hoffen, dass Allah unser Gebet erhört.

Verehrte Muslime!
Die Sahâbas erklärten Aufrichtigkeit wie folgt: Für Abû Bakr (r) bedeutete Aufrichtigkeit „Allah nichts beizugesellen“. Umar (r) sagte: „Aufrecht zu sein heißt, gemäß den göttlichen Geboten und Verboten zu leben, nicht abzuweichen von der Linie, die Allah vorgezeichnet hat, und sich nicht zu verhalten, wie es die Schlangen tun.“ Usman (r) beschrieb Aufrichtigkeit „in allen Handlungen nur auf Ihlâs aus zu sein“. Für Ali (r) ist sie die „Umsetzung der religiösen Pflichten“.

Liebe Geschwister!
Kurz gesagt: aufrichtig sein heißt, gehorsam zu sein gegenüber Allah, sich von Sünden fernzuhalten und dem Tawhîd zu folgen. Aufrichtigkeit bedeutet also, im Îmân, in den Ibâdas und im Denken und Handeln aufrecht zu sein.

O Allah! Lasse uns aufrecht leben und aufrecht sterben, und führe uns aufrecht zum Tag des Jüngsten Gerichts.

[1] Sure Hûd, 11:112
[2] Muslim, Îmân, 66
[3] Ahmad ibn Hanbal, Musnad, Hadithnr. 4205
[4] Sure An’âm, 6:153

Quelle: igmg.org